M60-Senioren holen in Dortmund den Deutschland-Pokal

22.10.2016


Die stolze WTB-Riege: vl. Ferdi Borghoff, Friedrich Breer, Heinz Koschel mit Pokal, Reinhard Sieblitz
und Wolfgang Roth

Ein spannender Wettkampf der Westfalen gegen überstarke Sachsen bis zur letzten Übung

Die Senioren der M60-Mannschaft des Westfälischen Turnerbundes turnt sich bei den Deutschen Senio-renmeisterschaften in Dortmund im Feld der acht Mannschaften in einem spannenden Kopf-an-Kopf Wettkampf gegen den Sächsischen Turnverband mit 134,70:134,15 Punkten auf den 1.Platz und erringt damit zum ersten Mal den Deutschland-Pokal. Alfred Hitchcock, der Meister der Spannung, hätte das Drehbuch zu diesem Turn-Krimi in vier Akten nicht besser schreiben können. Akt 1: Vorbereitung und Mannschaftsbildung – Friedrich Breer, Ferdi Borghoff und Heinz Koschel hal-ten die Mannschaft schon seit 10 Jahren zusammen und mussten immer wieder gegen die starke Konkur-renz aus Sachsen und Baden kämpfen. Nach den drei Einzeltiteln von Wolfgang Roth (M60), Reinhard Sieblitz (M65) und Friedrich Breer (M70) in diesem Jahr war man heiß auf einen Platz auf dem Trepp-chen; allerdings machen drei Einzeltitel noch keinen Deutschen Mannschaftsmeister – schon gar nicht ge-gen eine solche Übermacht wie Sachsen, die auf einen unerschöpflichen Pool an Turnern aus dem „DDR-Kader“ der erfolgreichen 80er-Jahre zurückgreifen können. Und in der Tat hatten die Sachsen zwei Mannschaften geschickt – und in die 1. Mannschaft die jüngeren M60-Turner gesteckt. Die Westfalen hingegen hatten mit fünf Turnern ihr Potential ausgeschöpft – mit drei „Oldies“ aus der M70-Gruppe musste auch sie nach den Bedingungen der M60 turnen; somit war die WTB-Riege gegenüber den jünge-ren Turnern zahlenmäßig im Nachteil. Akt 2: Sprung und Barren – Die Auslosung hatte ergeben, dass die WTB-Mannschaft direkt gegen den Sächsischen Turnverband, Sieger der beiden letzten Jahre, antreten musste und gleich am ersten Gerät, dem Sprung, den Nachteil hatte, „nur“ zwei Hocken gegenüber zwei Bücken einsetzen zu können, da „Fi-ti“ aufgrund einer Schulterverletzung am Sprung ausfiel. Da die Sachsen beginnen mussten, konnte Mannschaftführer Heinz Koschel gut beobachten, ob das Kampfgericht größeren Wert auf Technik und Ausführung legt oder den höheren Ausgangswert gewichtet. Nachdem Reutter für seinen schlecht ge-sprungen Überschlag nur 10,40 Punkte erhalten und die Sachsen insgesamt 32,50 Punkte erturnt hatten, konnte Koschel mit einer sehr guten Hocke und 10,30 Punkten den Grundstein legen für die beiden guten Überschläge von Sieblitz (11,10) und Roth (11,50) und den unerwarteten Gerätesieg mit 32,90 Punkten an diesem Gerät. Beflügelt durch den Erfolg am Sprung, dem Favoriten Paroli bieten zu können, wurde zum Barren ge-wechselt, wo nun die WTB-Riege beginnen musste. Und auch hier überzeugten die Westfalen mit sehr gu-ter Ausführung und mannschaftlicher Geschlossenheit und turnten tolle 34,45 Punkte, während die Sach-sen – offensichtlich doch etwas überrascht angesichts der Niederlage am Sprung – ihre Übungen etwas nervös und nicht ganz sicher turnten und mit 34,15 Punkten unterlagen. 0,70 Punkte Vorsprung für die WTB-Riege nach zwei Geräten. 3. Akt: Einseitige Wertungen und Enttäuschung – Mit Zuversicht und Hoffnung ging es zum Reck, wo nunmehr wieder die Sachsen vorlegen mussten. Die Wertungen lagen mit 10,60 bis 11,00 Punkten im normalen Bereich – allerdings fiel auf, dass sie im Vergleich zu den Deutschen Einzelmeisterschaften et-was höher lagen (extrem bei Guder statt 9,15 nunmehr bei 10,80). Als dann die WTB-Senioren für ihre gleichwertigen Übungen gegenüber den Sächsischen Turnern nur Wertungen zwischen 10,10 und 10,80 Punkten erhielten und an diesem Gerät mit 31,40 Punkten gleich 1,20 Punkte einbüßten, war zunächst die Enttäuschung groß und man fühlte sich „ungerecht“ bewertet. Aus 0,7 Punkten Vorsprung waren nun-mehr 0,50 Punkte Rückstand geworden. 4.Akt: Happyend aufgrund guter Moral – Trotz des 0,5-Punkte-Rückstands und der Tatsache, dass die Sachsen beim Einturnen mit schwierigen Elementen einen sehr starken Eindruck hinterließen, konzentrier-ten sich die westfälischen Senioren auf ihre Stärke und zeigten eine „Jetzt-erst-recht“-Haltung; Sie setzten auf ihre drei Asse und technisch einwandfreien Vortrag sowie die Unterstützung des Dortmunder Publi-kums. Mit Breer (11,75), Sieblitz (12,00) und Roth (12,20) und ausgezeichneten 35,95 Punkten legten alle drei ein Superergebnis vor. Nun waren die Sachsen gefordert. Und die kontern mit guten 11,80 Punkten von Mainer. Eifriges Rechnen: Rückstand 0,55 Punkte. Reutter nur 11,40: keine Veränderung –könnte ja Streichwertung sein! Dann Guder mit 11,70 Punkten: nur noch 0,25 Punkte Rückstand ! Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Letzter Turner: Tautenhahn mit hohem Ausgangswert, aber einige technische Mängel – Wertung 11,35. Rechnen und Erleichterung: 0,55 Punkte Vorsprung für Westfalen! Als die Sachsen dann fair gratulieren, auch sie hatten mitgerechnet, ungläubiges Staunen und verhaltener Jubel. Mit 134,70 :134,15 Punkten hatte man den Favoriten besiegt. Aber was war mit den anderen sechs der insgesamt acht Mannschaften? Auflösung dann bei der Siegerehrung: Baden mit 129,70 und 5 Punkte Abstand auf Platz drei, gefolgt von Thüringen (129,45), Schleswig-Holstein (126,35), Niedersachsen (126,10), Sachsen 2 (126,05) und Hessen (117,90).