JANINE WOESTE IST DIE NUMMER EINS WESTFALENS

02.05.2017


Janine Woeste spielt am Boden in grandioser Manier auf

Janine Woeste ist die Nummer eins unter Westfalens Turnerinnen und ließ sich bei den Westfälischen Meisterschaften am vergangenen Wochenende zur Westfalenmeisterin küren. Obwohl die Dortmunderin nicht einwandfrei durch ihre Barrenübung gekommen war und schon alle Felle schwimmen sah, holte sie am Balken und Boden alles aus sich heraus: Sie zeigte eine gleichermaßen schwierige wie sichere Balkendarbietung und setze sich am Bo-den mit Doppelsalti und Schrauben derart anmutig in Szene, dass sie die Konkurrenz deut-lich distanzierte (46,50 P.).
Die Konkurrenz, das war Clubkameradin Kira Budde (43,70 P.). Die KTV-Dortmund-Turnerin schob sich mit einem hauchdünnen Vorsprung vor die Siegenerin Silvie Wentzell (3./43,65 P.) auf den Silberrang; kreative Eleganz prägte ihr abschließendes Bodenturnen. Die spritzige Silvie Wentzell versprühte derweil wahre Freude am Turnsport. Dynamisch wirbelte die bereits 40jährige energiegeladene Lehrerin an den Geräten und hielt die hoch-gewachsene Leonie Schmedthenke (TSG Rheda/4., 42,70 P.) auf Abstand, die allerdings mit ihren schwierigen Elementen ankündigte, dass in Zukunft mit ihr zu rechnen ist. Der erste wichtige Wettkampf der Saison – geturnt nach neuen Punkte-Vorgaben des Code de Pointage – war zwar noch geprägt durch mehrere Fehler und Stürze, dennoch stellen sich hier die Weichen, zumal mit den Titelkämpfen die Qualifikation für die Deutschen Meister-schaften im Juni vergeben wird.
Welch hohen Anspruch das neue Wettkampfprogramm an die Turnerinnen stellt, spiegelt sich in den geringen Teilnehmer-Zahlen der Jugendturnerinnen und Schülerinnen. Nur weni-ge sahen sich zu einem solch frühen Zeitpunkt im Jahr in der Lage, sich den hohen Anforde-rungen zu stellen. Dortmunds Goethe-Schülerinnen Maila Rüter, Joke Bingmann und Dana Coerdt nutzten dagegen die Gelegenheit, nicht nur Wettkampfpraxis, sondern auch Selbst-bewusstsein für das Bundesfinale in Berlin zu tanken: Alle drei warteten mit einer Tsukaha-ra-Variante über den Sprungtisch auf und sicherten sich souverän den Westfalen-Titel in den Altersklassen 15, 14 und 13 Jahre. Annika Burghardt, ebenfalls Bundesfinalistin für das Goethe-Gymnasium, hatte Pech am Stufenbarren, musste sich den empfindlichen Punkte-Strafen des neuen Wertungscodes beugen und als Dritte Pia Orthaus (TuS Wüllen) an sich vorbeiziehen lassen.
In der Altersklasse 12 Jahre setzte sich Jamie Lynn Doberstein (Tuspo Meißen) vor den bei-den Bündener Turnerinnen Melissa Friesen und Reese Geneviève Dinter durch. Mirja Gutzeit, KTV Detmold, war zwar als einzige Starterin in ihrer Altersklasse von vorn-herein Siegerin, zeigte aber einen grandiosen Wettkampf mit sagenhaften 71,55 Punkten. Dennoch stimmt die Entwicklung im Nachwuchsbereich bedenklich angesichts der Tatsache, dass bereits in der AK10 nur ganze drei Talente aus immerhin ganz Westfalen die Meister-schaft überhaupt bestritten.


Nina Wormut (TW Bünde) erturnt den Vize-Meister-Titel hinter Joke Bingmann (KTV Dortmund)

Die AK9 entschied Alissa Schmal (TuSpo Meißen/52,30 P.) für sich vor Lia Felin Mass (KTV Detmold/49,35 P.). Aufs Podest schaffte es Elisa Karaca (KTV Dortmund) in der Al-tersklasse 9 Jahre, obwohl sie am Balken hart bestraft wurde ob noch fehlender Elemente. Ob man dem Turnen einen Dienst erweist, wenn man neunjährigen Kindern, die allesamt mindestens vier- bis fünfmal wöchentlich mit Eifer und Herz trainieren und wahrhaft eine ganze Menge können, mit einer 0,00 Punkte-Wertung bescheinigt, dass sie nichts können, sei dahin gestellt. Auf diese Art und Weise sorgt der DTB wohl im günstigsten Fall für Zu-lauf in andere Sportarten, im ungünstigsten für eine Zunahme der berühmten Couch-Potatoes … Abgesehen davon lassen die Leistungen zu einem so frühen Zeitpunkt wenig Prognosen für die Zukunft zu; Spätentwickler werden durch überharte Sanktionen verprellt; Leistungsträ-ger fallen – z. B. mangels Sparringspartner oder durch die Pubertät - der Drop-Out-Quote zum Opfer. Auch die immerhin 18 Teilnehmerinnen in der AK 8 – Siegerin hier Helene Stenert vom TVE Greven (50,00 P.) - und die 22 angetretenen Mädchen der AK 7, bei denen July Massolle (Warendorfer Sportunion) dominierte, stimmen hier nicht uneingeschränkt optimistisch.
Kirsten Braun


Mirja Gutzeit (AK11) beweist ihr überragendes Talent